Die Abkürzung EVU steht für Energieversorgungsunternehmen. Im engeren Sinne bezieht sich dies hauptsächlich auf Elektrizitätsversorger, im weiteren Sinne aber auch auf die Lieferung von Gas, Fernwärme, Erdöl, Kohle oder Holzpellets – und somit auf jedes Unternehmen, das in der Energiewirtschaft Kraftstoff produziert, verteilt und verkauft.
Die Energieversorger sind die Ansprechpartner in allen EEG-Belangen. Über sie wird unsere solare Energie ins öffentliche Netz eingespeist. Sie überweisen die Vergütung und sind unsere technischen Ansprechpartner.
Spannung im Netz
In Deutschland gibt es derzeit mehr als 1.100 Stromlieferfirmen. Die Fernübertragungsnetze, die in der Regel mit 1.100 bis 2.200 KiloVolt Netzspannung betrieben werden, sind im Besitz der vier Energiekonzerne E.ON, EnBW, RWE und Vattenfall.
Das sogenannte Niederspannungsnetz, das Haushalte und Gewerbebetriebe mit 230 bis 1.000 Volt versorgt, gehört hingegen zumeist regionalen Stromanbietern, wie etwa Stadtwerken. Aber auch Bürgergenossenschaften zählen zu den Betreibern. Zwischen den örtlichen Energieversorgern gibt es mitunter große Unterschiede. Manche haben einen Stamm von weniger als 5.000 Endverbrauchern, manche von mehreren Hunderttausend.
Erfolgreiche Stromrebellen
Bürgernahe Energieversorger sind oft jüngere Unternehmen, die ein ideelles Interesse am Fortschreiten der Energiewende mitbringen und daher nicht ausschließlich gewinnorientiert vorgehen – anders als im Fall der großen Versorger, die Grünstrom- oder Regionalstrom in erster Linie als Teil ihres Produktportfolios aufführen.
Vorbild für viele regionale Stromversorger ist vor allem eine Bürgerinitiative aus Schönau im Schwarzwald. Die „Stromrebellen“ gründeten sich nach der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl 1986. Mit ihrem Konzept des Regionalstroms aus Erneuerbaren Energien sind sie so erfolgreich geworden, dass daraus ein bundesweit tätiges Unternehmen wurde.
Die Elektrizitätswerke Schönau avancierten zum Vorbild vieler ähnlich gelagerter Initiativen. Aus den 1.700 Stromkunden vor Ort wurden im Zuge der Energiewende seit 1998 über 200.000 Kunden, die über die EWS Grünstrom und Biogas beziehen.
Regionale Grundversorgung
Wer Energie von regionalen Stromanbietern bezieht, unterstützt nicht nur die Energiewende, sondern trägt in der Regel auch dazu bei, vor Ort Arbeitsplätze zu schaffen und zu erhalten. Viele dieser Stromlieferanten unterstützen zudem mit ihren Überschüssen über Werbung und Sponsoring lokale Sozialprojekte oder das kulturelle Leben, wie das Karlsruhe Institute of Technology 2020 im Rahmen einer Studie zur Entwicklung des Strommarkts festhielt.
Als Grundversorger wird übrigens stets jenes Unternehmen festgelegt, das vor Ort die Mehrheit der angeschlossenen Haushalte mit Energie versorgt. Wählt man in Deutschland nicht ausdrücklich einen alternativen Anbieter, wird man automatisch in den Grundtarif des Grundversorgers einsortiert Vorausgesetzt, es existiert ein Anschluss, der nicht gesperrt ist. Diese Maßnahme gewährleistet in jedem Fall eine korrekte Abrechnung.
Vattenfall
Der Kleinste unter den Großen der Energiebranche auf dem deutschen Markt ist das schwedische Unternehmen Vattenfall. Übersetzt bedeutet der Firmenname nichts anderes als „Wasserfall“. Er steht für die Ursprünge der schwedischen Energieerzeugung durch Wasserkraft. Das Unternehmen ist ein hundertprozentiger schwedischer Staatsbetrieb. Vattenfall ist seit 1999 auf dem deutschen Markt vertreten.
RWE
Die in Essen ansässige RWE AG existiert schon seit den Pioniertagen des elektrischen Stroms. Das Rheinisch-Westfälische Elektrizitätswerk wurde 1898 gegründet. Das Unternehmen gehört seit vielen Jahrzehnten zu den Flaggschiffen der deutschen Energieerzeuger. Vor allem aufgrund der traditionell engen Bindung an die Kohleverstromung steht es im Rahmen der Energiewende vor einem gewaltigen Umbau. Der Umsatz belief sich 2021 auf 24,6 Milliarden Euro. Bis 2040 möchte das Unternehmen vollkommen klimaneutral wirtschaften und aus den fossilen Brennstoffen aussteigen. 2020 betrug der Anteil der Erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung des Konzerns 20,3 Prozent.
EnBW
Der Karlsruher Energieriese EnBW, zu über 93 Prozent im Besitz der öffentlichen Hand, entstand 1997 durch die Fusion von Badenwerk und Energie-Versorgung Schwaben (EVS). 2021 bilanzierte er 32,7 Milliarden Euro Umsatz. Laut einem Vorstandsplan möchte man sich von der zentralen Energieerzeugung durch Großkraftwerke zunehmend komplett verabschieden und sich auf Energie-autonome Haushalte und vor allem auf die dafür nötigen Services rund um das Stromnetz konzentrieren. Vor allem dank eines hohen Anteils an Windkraftanlagen konnte EnBW bereits 2018 den Anteil der Erneuerbaren Energien in seinem Stromerzeugungs-Mix auf 55,6 Prozent steigern.
E.ON SE
Branchenführer ist die E.ON SE, wie RWE mit Sitz in Essen im Ruhrgebiet. Die Firma entstand 1999 durch die Fusion der aus VIAG und VEBA, die Energiesparte hauptsächlich durch das Zusammenführen der beiden traditionsreichen Energieerzeuger Bayernwerk und PreussenElektra. E.ON verweist nicht zuletzt dank seiner Offshore-Windparks auf einen Umsatz von 60,9 Milliarden Euro. Die Essener wollen bis 2040 klimaneutral am Markt vertreten sein.
Uniper SE
Ein relativ neuer Name mit großen Umsatzzahlen ist die Uniper SE. „SE“ steht für Societas Europeae (die Kennung für die 2004 eingeführte Rechtsform der europäischen Aktiengesellschaft).
Uniper ging 2016 aus der E.ON SE hervor, als E.ON seine Sparten Wasser, Kohle und Gas ausgliederte und an die neu gegründete Firma übertrug.
Uniper, das auch Kernkraftwerke betreibt, war ab 2018 mehrheitlich im Besitz des finnischen Energiekonzerns Fortum, der wiederum zu 51 Prozent im Besitz des finnischen Staats ist. Die in Düsseldorf ansässige Firma bilanzierte 2020 rund 51 Milliarden Euro Umsatz und kündigte an, bis 2050 klimaneutral wirtschaften zu wollen.
Aufgrund der Turbulenzen auf dem Energiemarkt in Folge des russischen Überfalls auf die Ukraine geriet Uniper 2022 in wirtschaftliche Schieflage, ausgelöst durch bestehende Lieferverträge bei drastisch erhöhten Kosten für den Einkauf von Erdgas aus russischer Förderung.
Im Juli 2022 beantragte die Uniper SE daher in Deutschland staatliche Finanzierungshilfen, die am 22. Juli bewilligt wurden. Das Hilfspaket in Höhe von 15 Milliarden Euro wurde anteilig von Fortum und der Bundesrepublik Deutschland getragen.
Am 21. September wurde der Konzern endgültig verstaatlicht; die Bundesrepublik Deutschland übernahm 99 Prozent der Aktienanteile.
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